Kommunalpolitik – In Walddorfhäslach und Pliezhausen stehen mehrere junge Frauen am 26. Mai zur Wahl

VON MAREIKE SPAHLINGER, 30.04.2019 07:40

PLIEZHAUSEN/WALDDORFHÄSLACH. Frauen sind in der Kommunalpolitik in der Unterzahl. In Walddorfhäslach etwa sitzen fünf Frauen zusammen mit zehn Männern im Rat. Im Pliezhäuser Sitzungssaal diskutieren acht Frauen mit 16 Männern im Gremium. Mit der nächsten Gemeinderatswahl im Mai stellen sich in beiden Gemeinden nun aber zahlreiche Frauen – vor allem mehrere junge Frauen – zur Wahl, die sich trotz Beruf und/oder Familie aktiv in ihrem Ort einbringen und vor allem mitentscheiden wollen.

Eine davon ist Madeleine Sulz. Die 29-Jährige lässt sich in Walddorfhäslach aufstellen – für die Frauenliste. Die Mutter einer siebenjährigen Tochter hat eine 70-Prozent-Stelle in einem Softwarebetrieb. Sie bekommt viel Rückhalt aus ihrer Familie und dem Freundeskreis, der es ihr ermöglicht, Zeit für das Ehrenamt aufzubringen. »Ich möchte aktiv zur Entwicklung der Gemeinde beitragen«, erklärt sie. Themen wie die Kernzeitbetreuung von Schulkinder kann sie als Alleinerziehende gut nachvollziehen. Walddorfhäslach sei eine relativ junge Gemeinde, weswegen es auch wichtig sei, junge Leute im Gemeinderat zu haben, die vom eigenen Erfahrungsschatz profitieren und die Probleme ihrer Generation kennen, so ihre Meinung.

Auch Marianne Manz steht in diesem Jahr zum ersten Mal als Gemeinderätin zur Wahl. Durch die Frauenliste verfolgt die 33-Jährige aber bereits seit fünf Jahren die Geschehnisse im Gemeinderat. Trotz ihrer drei Kinder (zwischen einem und fünf Jahren alt) will sie sich der Herausforderung stellen. Rückhalt gibt ihr dabei nicht nur ihr Mann, sondern auch die anderen Kandidatinnen ihrer Liste. Bei drei Kindern könne es auch mal passieren, dass sie mit etwas Verspätung zur Sitzung komme, weil nicht immer alles planbar sei. »Da ist es wichtig, dass man nicht alleine auf sich gestellt ist.«

»In der Kommunalpolitik ist man am Nächsten dran«

Aufgrund ihres eigenen Alltags nur auf Themen wie die Kinderbetreuung zu setzen, findet sie zu kurz gegriffen. Viel mehr geht es ihr um Strukturerhalt. »Was Kinder im Schulalter betrifft, ist unsere Gemeinde gut aufgestellt«, meint sie. Da sei es wichtig, dass das auch in Zukunft so bleibe. Außerdem müsse man immer auch an andere Zeiten denken. So würden auch ihre Kinder einmal Teenager sein und andere Bedürfnisse haben, genauso wie sie irgendwann älter und vielleicht auf Hilfe angewiesen sein wird. Da im Moment viele junge Familie zuziehen, sei es wichtig, dass auch jüngere Leute in den Gemeinderat kämen.

Für die SPD in Walddorfhäslach geht Rosemarie Zipf-Toth ins Rennen. Mit dem Gedanken gespielt hat die gelernte Krankenschwester und Diplom-Betriebswirtin schon länger. Gepasst hat es bisher zeitlich allerdings nie. Umzug, Hausbau, Job, Kinder, Schichtdienst des Mannes: Mittlerweile wohnt die Mutter von zwei Kindern (zwei und acht Jahre) seit zehn Jahren in Walddorfhäslach. Obwohl die 38-Jährige ab Mai nach der Elternzeit wieder ins Berufsleben als Qualitätsmanagerin in einem Pflegeheim einsteigt, will sie nun auch die Aufgaben einer Gemeinderätin übernehmen.

Dass weniger Frauen in der Kommunalpolitik sind, hängt ihrer Meinung nach damit zusammen, dass es schwer ist, Kinder, Haushalt und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Außerdem seien viele von der Politik enttäuscht. Bei all den Faktoren »überlegt man sich zweimal, ob noch Zeit fürs Ehrenamt bleibt.« Dabei behandele der Gemeinderat gerade viele Themen, bei denen Frauen sich besser auskennen etwa Kinderbetreuung und Altenpflege, so Zipf-Toth.

Valérie Neumann steht in diesem Jahr zum zweiten Mal in Pliezhausen auf der Kandidatenliste – für die CDU. »In der Kommunalpolitik ist man am Nächsten dran«, meint die 29-Jährige. Man könne vor Ort viel mitgestalten. Dass allgemein weniger junge Leute im Gemeinderat sitzen, führt sie auf ein gesellschaftliches Problem zurück. Jüngere Leute seien unzufrieden mit der Politik, eine gewisse Politikverdrossenheit habe sich eingeschlichen. Dass Frauen in der Politik in der Unterzahl sind, das werde sich in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten ändern, meinte sie. Die Politik sei ein gewachsenes Männermetier. »Ich merke aber, dass viele Frauen Interesse haben.«

»Es geht nicht, sich nur zu beschweren«

Für wichtig erachtet es die Steuerberaterin, dass der Gemeinderat in Sachen Alter und Geschlecht durchmischt ist. Gerade für junge Leute sei es vielleicht attraktiver, sich auch für Politik zu interessieren, wenn jüngere Politiker im Gemeinderat säßen und vielleicht andere Prioritäten setzten. Für sie persönlich sei es wichtig, Zukunftsthemen wie den Haushalt im Rahmen zu halten und Schulden abzubauen. »Das trifft dann nämlich die jüngere Generation.«

21 Jahre jung ist Nicola Rapp, die ebenfalls für die CDU in Pliezhausen auf der Liste steht. Auch Rapp möchte selbst mitentscheiden, was in ihrer Gemeinde geschieht. Im Gespräch mit Freunden merke sie, wie immer mehr junge Leute auch mitreden wollen. Denn: »Es geht nicht, sich nur zu beschweren«. Dann müsse man auch mit anpacken.

Gewachsen fühlt sie sich der Aufgabe auf jeden Fall. Doch kann sie sich vorstellen, dass es nicht leicht wird. In ihrem Beruf als Bankkauffrau hat sie zwar Gleitzeit und kann sich so die Abende freihalten. Zugleich beginnt sie aber eine Weiterbildung zur Betriebswirtin. Aber auch ihr Alter betreffend kann sie sich vorstellen, Gegenwind zu bekommen. »Da ist es wichtig, gut zu argumentieren und sich gut vorzubereiten.« Denn: Eine Durchmischung der Altersstrukturen sei wichtig. Und Jüngere könnten von den Älteren auch immer noch etwas lernen. (GEA)

Den Artikel "Jung, weiblich, Gemeinderätin?" können Sie online auf der Webseite des GEA abrufen.

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